Lotte

Ich möchte Euch die blinde Lotte vorstellen.
Wir haben sie kennen gelernt, als wir begonnen haben, im letzten Herbst die Streunerkatzen bei uns im Dorf in einer alten Scheune anzufüttern, damit wir sie kastrieren lassen konnten. Projekt Scheune

Lotte hat da wohl schon immer gelebt und in einem alten Sessel geschlafen. Lotte war blind, das haben wir gemerkt. Und sie hatte ein ganz dickes Auge. Aber Lotte liess sich nicht einfangen. Nacheinander gingen uns alle in die Falle, aber Lotte nicht. Wir kamen auch gar nicht an sie heran, sie ist sofort unter dem Gerümpel in der Scheune verschwunden.
Wir haben dann begonnen, ihr ein extra Schüsselchen mit gewärmtem Futter hinzustellen. Und eine Antibiotikatablette reinzuschmuggeln. Nach und nach wurde das dicke Auge besser.

Lotte hat eine Schwester, die auch schlecht sieht und die beiden haben immer das „Doppelte Lottchen“ mit uns gespielt. Einmal dachten wir, hach, wir haben sie, aber es war die Schwester, die war aber schon kastriert.

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Im Frühjahr dann die Neuigkeit, die Scheune ist verkauft. Die neue Besitzerin hätte fünf Hunde, Lotte müsste weg. Na ja, es sind nur zwei Hunde und die Besitzerin wohnt noch nicht da, aber nun war es wirklich Zeit, Lotte einzufangen, zumal sie ja nicht kastriert war. Aber Lotte war weg. Das Gerümpel aus der Scheune verschwand und damit auch ihr Unterschlupf.

Irgendwann dachten wir, ach, Lottes Schwester ist aber zutraulich geworden, denn an sie kamen wir dann doch mal ran. Irgendwann konnte ich sie anfassen. Und dann habe ich gemerkt, Mist, dicker Bauch, dann ist es doch Lotte und nicht die Schwester, denn die ist ja kastriert. Es ist ja immer dunkel wenn wir füttern und die Katzen dort sind fast alle schwarz….. Wir haben dann noch ein bisschen gewartet und haben dann Lotte eingepackt.
Wir waren uns nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn sie eingesperrt ist. Und was wir machen würden, wenn sie nicht drin bleiben wollte. Denn wie will eine blinde Katze in einer leeren Scheune ihre Jungen großziehen. Das geht nicht.

Aber Lotte hat uns überrascht. Sie hat zwar ein bisschen gejammert, aber sie blieb dann doch drin. Und hat sich ihren dicken Bauch von uns kraulen lassen.

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Vier Tage später hat sie dann ihre Babys bekommen. Als ich dazu kam, lagen zwei nicht abgenabelt tot in der Kiste. Das dritte war gerade geboren, noch in der Fruchthülle. Ich habe es sofort sauber gemacht, gerubbelt, aber es wollte nicht ins Leben treten. Das vierte dann hat es geschafft, obwohl es das kleinste war, mit 75 g eigentlich zu leicht. Aber Lotte hat sich nicht gekümmert. Es nicht sauber geschleckt, nicht abgenabelt, nichts. Wir haben es noch einen Tag versucht, aber Lotte wollte nicht. Und hatte dann auch keine Milch. Also haben wir begonnen, es mit der Flasche zu füttern.

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Ein Glück durfte ich es dann zu Susanne von der Tierhilfe bringen, die das kleine Katzenkind zusammen mit drei weiteren Flaschenkätzchen groß zieht. Der kleine Emil ist nun 14 Tage alt und er scheint es zu schaffen. Im Moment hatte ich einfach nicht die Energie und Zeit für ein Flaschenkätzchen. Und alleine aufzuwachsen ist auch nicht schön. So war es viel besser für alle.
Denn Lotte machte mir dann auch große Sorgen. Die Tierärztin war einen Tag nach der Geburt da, da war wohl alles in Ordnung. Aber dann bekam Lotte Fieber, wollte nichts fressen, hatte weiße Schleimhäute.

Lotte

Wir sind dann mit ihr in die Tierklinik. Verdacht FIP, das ist ein Todesurteil. Das wollten wir aber noch nicht so schnell akzeptieren und haben Lotte wieder mit heim genommen.
Ich bin Tag und Nacht bei ihr gesessen und dann hat sie auch wieder gefressen. Zwei Tage späte das nächste Drama, Lotte hat ständig erbrochen, nichts blieb drin. Aber auch das hat sie überstanden.

Nun, vier Wochen nachdem Lotte eingezogen ist, geht es ihr wieder gut. Sie frisst seit einer Woche wieder und erholt sich. Seit gestern darf sie auch aus dem Bad und lebt nun mit uns und den anderen Katzen zusammen als ob sie schon immer da gewesen wäre.
Sie kommt gut mit den anderen aus, sie ist eine sehr soziale Katze. Und sie kommt gut mit ihrer Blindheit zurecht. Nachts ist sie noch im Bad, das ist uns zu gefährlich.
Nächste Woche wird sie kastriert, dann darf sie auch raus in den Garten.
Lotte ist eine sehr anhängliche und schmusige Katze. Und wir sind glücklich und froh, sie bei uns zu haben. Jetzt ist sie in Sicherheit und auch froh, ein Plätzchen zu haben. Und hat überhaupt keine Angst mehr.

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Der (nicht mehr) ganz normale Wahnsinn

Freitag vor einer Woche waren wir mit unserem blinden Pflegekater Orpheus bei Dr. Freisen in Hanau. Ich stelle Euch Orpheus dann in einem extra Beitrag vor.

Abends haben wir dann die schwangere und blinde Katze Lotte aus der Scheune eingepackt und bei uns aufgenommen. Sie bekommt dann später auch noch einen eigenen Beitrag.

Am Samstag mittag dann eine Mail einer Freundin, Fundkatze aus Ipthausen bei Königshofen, humpelt, was machen mit ihr. Ich habe auf den Fotos schon gesehen, oh weia, sieht nicht gut aus und habe gebeten, die Katze sofort einzutüteln und herzubringen. Natürlich hatte kein TA mehr auf.

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Das Kätzle nur noch Haut und Knochen, ein Beinchen dick, total ausgetrocknet. Ich hab sie dann erst mal versorgt und an den Tropf gehängt. Das Beinchen war so dick, da sie einen Abszess hatte, der dann aber aufging. Wir konnten die Wunde spülen. Aber ich habe gemerkt, die dicke Pfote ist nicht das eigentliche Problem, diese Katze kann nicht mehr, vermutlich irgendeine Viruserkrankung, FIP oder Leukose. Ich bin fast die ganze Nacht bei ihr gesessen. Sie bekam dann Untertemperatur. Am Sonntag vormittag sind wir dann mit ihr nach Bad Kissingen gefahren, um sie erlösen zu lassen. Der TA hat meinen Verdacht bestätigt.

Jens hat sie dann abends im Garten beerdigt. Das Kätzchen hatte einen langen Leidensweg hinter sich und Leute, die zwar gefüttert haben, aber wochenlang zugesehen haben, wie sich das Tier quält und immer weniger wird. Pfui kann ich da nur sagen.
Aber meine Freundin hat nun beschlossen, da aktiv zu werden und die Katzen da kastrieren zu lassen. Die erste ist nun schon kastriert und das ist toll.

Am Dienstag dann sind wir mit Carlos in die Tierklinik, es wurde ein MRT gemacht, um zu sehenwarum er seinen Kopf so schief hält und woher dieser epileptische Anfall kam. Ergebnis? Ohne Befund. Keine Entzündung, kein Tumor, keine Missbildungen, nichts. Er wurde dann noch kastriert. Und wie könnte es anders sein, ein Hoden war im Bauchraum, also größere Operation. Aber er hat alles gut überstanden. Er bleibt halt nun ein Schiefhälsle, aber er kommt zurecht.

Abends habe ich alles für Lottes Geburt vorbereitet. Ich hatte schon kein so ein gutes Gefühl. Eine Katze, die blind ist und verrotzt, da kann einiges schief gehen. Und so war es dann auch.

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Am frühen Mittwoch morgen kamen Lottes Kätzchen zur Welt. Ich bin immer wieder aufgestanden, um zu gucken, ob es so weit ist. War nichts. Dann bin ich um 3:00 Uhr noch mal rein, da habe ich gesehen, zwei lagen tot in der Kiste, nicht abgenabelt. Lotte lag auch halb drauf. Ein drittes wurde gerade geboren. Auch um dieses hat sich Lotte nicht gekümmert. Normal schlecken die Katzenmütter das Baby sofort ab, um die Fruchtblase zu entfernen, damit das Baby Luft bekommt. Dann nabeln sie es ab und fressen die Nachgeburt. Lotte hat nichts gemacht, also hab ich das gemacht. Aber das Katzenkind hat nicht ins Leben gefunden und ist gestorben. Dann kam noch ein viertes, ein ganz kleines. Das hab ich auch abgenabelt (ein Glück hatte ich mir vorher genau angeschaut wie man das macht). Der kleine Kater hat dann auch gleich gepiepst. Obwohl er viel zu leicht war, hat er Lebenswillen gezeigt. Lotte hat ihn nicht geputzt, aber sie hat zumindest akzeptiert, dass er bei ihr liegt.

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Am Mittwoch hatten wir einen wichtigen Termin und mussten aus dem Haus. Wir haben unsere Sabine engagiert, die dann die Tierärztin in Empfang genommen hat, die Lotte untersucht hat. War wohl alles ok. Lotte wollte aber nicht bei ihrem kleinen Kater bleiben und hat ihn immer wieder einfach liegen gelassen. Als ich abends dann heim kam, habe ich beschlossen, so geht das nicht und habe das Katzenkind ins Wärmebettchen gelegt und mit Flasche gefüttert. Lotte hatte auch keine Milch.
Lotte selber ging es auch nicht gut, sie hatte weiße Schleimhäute und war sehr schlapp. Ich hab dann von Mittwoch auf Donnerstag das Katzenbaby alle zwei Stunden gefüttert und es hat auch zugenommen. Aber Lotte kam nicht auf die Beine. Ich habe dann mit der TK telefoniert und vereinbart, dass ich Lotte bringe, wenn es nicht besser wird, sollte die Körpertemperatur sinken oder steigen, ansonsten AB und Schmerzmittel. Am Donnerstag war ich in Erfurt an der FH und Jens hat das kleine Wesen versorgt, hat er prima gemacht. Aber abends habe ich gemerkt, es wird zu viel und ich habe das Flaschenkind zu Susanne gebracht, die es nun aufzieht. Normal gebe ich Flaschenkätzchen nicht weiter, aber im Moment geht es einfach nicht. Und Susanne ist eine sehr erfahrene und liebevolle Pflegestelle und macht das schon. Allerdings braucht sie sehr viel Glück, denn der Kleine ist wirklich sehr klein und hat keine so guten Karten. Aber vielleicht schafft er es, hoffen wir es mal.

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Am Freitag früh hatte Lotte hohes Fieber, wir sind dann mit ihr in die Tierklinik. Nach der Blutentnahme hatte wir die Diagnose, vermutlich FIP, das ist ein Todesurteil. Wir haben aber gesagt, ne, wir geben noch nicht auf und haben sie wieder mit heim genommen. Lotte hat eine starke Anämie und eine leichte Gelbsucht.
Wir haben Lotte weiterhin mit Infusionen versorgt. Ich hab bei ihr gesessen und geheult. Jetzt, nach allem, was wir durch haben, nach ihrem Scheissleben in der kalten Scheune, jetzt, wo sie so zutraulich geworden ist und wir ihr endlich helfen und ein besseres Leben bieten können, jetzt darf sie nicht sterben. Mir ist eingefallen, dass sie Blutparasiten haben könnte, hämotrophe Mykoplasmen, die machen genau die Symptome und schlagen zu, wenn eine Katze geschwächt ist. Meine Rosalie ist daran gestorben. Und ich habe ihr das Antibiotikum gegeben, das dagegen hilft (ein zweites zu geben hatte ich mit der Tk abgesprochen). Und sie ist nicht gestorben.

Heute, am Sonntag, können wir sagen, sie hat es geschafft. Sie frisst wieder, läuft wieder rum und schmust. Sie hat keine FIP, das ist schon mal klar.

Lotte

Und da sag noch mal einer, man hätte als Katzentante ein ruhiges Leben. Ne ehrlich, jetzt muss mal wieder etwas Ruhe einkehren. Und auch Geld ins Haus kommen….

Kosten diese Woche:
Behandlung Orpheus: 137 EUR, Augentropfen Orpheus: 53 EUR
Euthanasie Fundkatze: 66 EUR
Kastration Bauchschnitt und MRT Carlos: ca. 550 EUR
Hausbesuch Lotte und Tierklinik Lotte Blutbild: ca. 250 EUR