Katzenkinder Rosa und Klärchen

Am Dienstag abends klingelt das Telefon. Eine nette Dame am Apparat. Ihr wurde am Abend vorher ein Katzenkind gebracht, das blind sei und die ganze Nacht geschrien hätte. Und dass sie es zum einschläfern zum Tierarzt bringen müsse, sie wüsste sich keinen Rat und keine Hilfe mehr. Ich habe gesagt, herbringen, wir probieren es. Und das Geschwisterchen auch. Ich habe Augensalben und alles was man so braucht, bereit gelegt und mich darauf eingestellt, eine zweite Bine zu bekommen. Als sie dann da war, kam ein Katzenkind aus der Box gekrabbelt. Die Augen völlig ok, nicht verrotzt. Ah ok, das ist das gesunde Geschwisterchen. Zweites Katzenkind, auch völlig ok. Ich war verblüfft, ich hatte mit zwei Katzenschnupfenkätzchen gerechnet. Ich hab dann aber doch schnell gemerkt, dass mit dem ersten Katzenkind etwas nicht stimmt. Es lief im Kreis und hat geschrien. Ataxie. Tja. Eigentlich nehme ich keine Ataxie-Kätzchen, da wir so einem Tier hier keinen guten Rahmen bieten können. Aber es war ja dann nun mal da. Ein Glück habe ich gute und erfahrene Katzenfreundinnen, die gemeint haben, erst mal abwarten, was es kann, so schlimm sei es nicht.
Ich hab die beiden Miezen erst mal versorgt, ihnen noch Fläschchen gemacht, obwohl sie schon alt genug waren selber zu fressen. Aber sie sind auf einem Dachboden groß geworden und kannten anscheinend noch kein Katzenfutter, drum gabs halt noch Fläschchen, eher für die Seele.
Da mich das eine Kätzchen so an unser Rosinchen erinnert hat, die ja leider vor 14 Tagen gestorben ist und die auch so lebenshungrig war, als sie ein Baby war, habe ich das torkelnde Rosa genannt. Das andere heisst Klara.
Rosa ist am Anfang noch orientierungslos und aufgeregt rumgetorkelt. Ich hab mich echt gefragt, wie das werden soll, wie sie im Leben zurecht kommen wird. Und das Schreien war schlimm, ich habe die Frau verstanden, die gesagt hat, das kann man nicht mit anschauen.

Aber ich habe in der ersten Nacht die kleine Rosa zusammen mit ihrer Schwester ins Wärmbettchen gelegt, das abgedeckt und sie war ruhig. Zudem war der Bauch gut gefüllt und alles war gut. Natürlich bin ich immer wieder aufgestanden und habe geschaut, ob alles klar war und die Decke frisch gemacht, denn sie haben natürlich auch ins Bett gepinkelt.
Aber am nächsten Tag ging es schon besser, Rosa hat sich sicherer gefühlt. Und am Abend dann schon Party gemacht.

Nun ist Sonntag und die Lage hat sich deutlich entspannt. Beide fressen nun richtig, gehen alleine aufs Katzenklo und schlafen nachts. Rosa ist nicht blind und nicht taub, aber es stimmt etwas im Gehirn nicht. Was genau, kann man nicht sagen und auch nicht, wie sie sich entwickelt. Aber sie kann alles, was man können muss als Katzenkind. Sie ist sehr schreckhaft und wenn sie sich fürchtet, läuft sie im Kreis und schreit voller Panik. Also sorgen wir dafür, dass sie sich sicher fühlt und dass sie langsam lernt, auch mit ungewohnten Dingen umzugehen. Ein Glück ist sie noch klein und lernt schnell.

Ihre Schwester Klara ist eine ganz zarte Seele. Sie ist viel ängstlicher als ihre Schwester. Sie frisst und sie spielt auch ein bisschen, aber sie ist sehr ruhig. Irgendwas stimmt mir ihr auch nicht. Aber wir werden sehen was die Zeit bringt. Drückt mal die Daumen!