Püppi – die kleine Windelbraut

Seit 14 Tagen ist die kleine Windelbraut bei uns. Ein Fall, bei dem es selbst mir dann doch die Sprache verschlagen hat. Aber von vorn.

Ich bekam eine Anfrage über eine Bekannte, ob ich ein gelähmtes Katzenkind aufnehmen könne. Mh, eigentlich nicht, aber ich schlafe mal drüber sagte ich. Dann bekam ich ein Video, auf dem ein Kätzchen seine leblosen Beine hinter sich herzog. Ich hab dann nicht mehr so gut geschlafen und am nächsten Morgen zugesagt, mein Bad war ja frei. Es hiess, es sei dringend, also haben wir schnell alles organisiert, dass es kommen kann. Es hiess, es wäre ein Perserkätzchen, das eine tierliebe Frau bei einem Tierarzt mitgenommen hätte wo es von einer alten Frau abgegeben wurde. Und nun sei sie mit der Pflege überfordert. Das konnte ich gut verstehen, es ist eine Aufgabe, die man nicht vorher überblicken kann. Und dass das Katzenkind schon von Geburt gelähmt sein. Gut, das hab ich nicht geglaubt, so was gibt es eigentlich nicht.

Ich hab dann mal gegoogelt und festgestellt, da gibt es noch ein Geschwisterchen, das für 350 EUR (ungeimpft natürlich) verkauft wird. Gleiche Telefonnummer. Ich hab dann mein Platzangebot wieder zurückgezogen, weil ich keine Vermehrer unterstütze, indem ich ihnen ihre missglückten Katzenkinder abnehme. Damit müssen die selber fertig werden. Aber die Dame hat versichert, dass sie die Anzeige für die alte Dame gemacht habe und dass sie dafür sorgen werde, dass die Mutterkatze kastriert wird.

Später hat sich dann herausgestellt, es war doch eigene Produktion, es gibt noch zwei Geschwister. Die Mutterkatze, eine Perserkatze, lebt eindeutig bei ihr. Der Vater, ein MainCoone (alleine für die Kreuzung gehört die Dame gestraft), lebt ebenso bei ihr. Ist ja auch ein gutes Geschäft, kuschelige Mixkatzen für 350 EUR verscherbeln. Und wenn was schief geht, findet man blöde im Tierschutz, die helfen. Aber die Dame wird moch noch kennen lernen.

Jetzt aber zu dem Kätzchen, Püppi. Als ich sie von Angelika, die sie abgeholt hat, ins Auto genommen habe, dachte ich, uh, die hat ins Bettchen gemacht. Erst mal in einen frischen Korb umgeladen. Aber es hat immer noch so gestunken. Dann habe ich es gesehen. Die kleine Katze, 14 Wochen alt, war an den Hinterbeinen komplett mit getrocknetem Kot und Wunden übersäht. Alles verkrustet und stinkend.

Daheim haben wir sie erst einmal gebadet. Und dann kam so langsam das ganze Ausmass zum Vorschein: Nekrosen und tiefe Wunden, Druckgeschwüre vom liegen etc. Man hat sie einfach liegen lassen. Und da sie überhaupt gar keine Muskeln mehr hatte, musste das schon ne ganze Weile her gewesen sein. Mir war klar, die hatte einen Unfall, Kippfenster, getsürzt, irgend so was. Das hat sich dann später auch bestätigt, als wir in der Tierklinik mit ihr waren. Und man hat sich einfach nicht gekümmert, sie nicht sauber gemacht etc. Ganz klar, Unfälle können passieren, gerade bei Katzenkindern. Aber dann geht man zum Tierarzt und lässt das Kätzchen einschläfern. Oder pflegt es eben gesund. Aber einen Tierarzt hatte das arme Wesen natürlich auch noch nie gesehen.

Ich habe mich also an die Arbeit gemacht. Mehrmals täglich die Wunden gespült, die Nekrosen versucht zu lösen. Sie sauber gemacht, auch nachts. Sie bewegt und massiert, denn die Beine waren total verkrampft. mit ihr Gymnastik gemacht und aufs Magnetfeld gelegt. Sie sollte einfach eine Chance bekommen, zumal sie ein bisschen Gefühl in den Beinen hatte. Noch ist sie auch kot- und harninkontinent.

Und man kann nun sagen, die kleine Püppi nutzt ihre Chance. Sie macht Fortschritte. Die Beinchen werden kräftiger, sie macht schon kleine Hopser. Es wird sicher noch eine ganze Zeit dauern. Aber ich glaube, die wird wieder laufen. Ob sie ganz dicht werden wird, muss man sehen. Aber dadurch dass sie noch so klein ist, ist vieles möglich.

Hier ein Filmchen bei Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=eOy62KZF6hk

 

 

 

Katha, leb wohl

Heute mussten wir wieder eine dieser Entscheidungen treffen, die man einfach nicht treffen will und doch muss. Wir mussten uns von Katha verabschieden. Sie war mein längster Pflegefall und für mich daher wie ein Teil von mir.
 
Wir haben sie vor sechs Jahren als kleines Katzenkind total unterkühlt und unterernährt in einem Biergarten in den Haßbergen sitzen sehen. Es war abends schon kalt. Die Leute drumherum haben sie zwar auch gesehen, aber keiner hat gemerkt, dass dieses Kätzchen am Ende war. Ich habe es hoch genommen und gemerkt, eiskalt. Wir sind gleich heim mit ihr, 35 Grad. Wir haben drei Tage gebraucht bis die Temperatur normal war und sie fressen konnte. Sie war auch total verrotzt. Aber sie ist groß geworden und sie ist einigermassen gesund geworden.
 
Als sie zwei war ging das los mit der Gingivitis. Wir haben echt alles durch bei ihr. Zähne ziehen, Cortison, Interferon, alles aus der Naturheilkunde, gar nichts machen. Wir haben getestet und untersucht und geforscht. Interferon hat eine Zeit geholfen, dann ging es wieder los. Im Sommer war es meistens ganz gut, im Winter wurde es schlimmer.
 
Als ihr Freddy gestorben ist, hat sie getrauert. Sie saß jeden Morgen an der Tür (Freddy kam immer pünktlich morgens um 7:00 Uhr heim, er ging ja ganz raus), aber kein Freddy kam. Das ging über Monate so. Aber da war dann noch der Sammy, der Bruder. Er war dann ihr neuer Freund. Wenn er am Futternapf war, war sie auch da und hat gefressen.
 
In den letzten vier Wochen ist die Gingivitis explodiert, das ganze Maul, auch vorne entzündet. Dazu eine Mordsrotzerei. Wir haben noch einmal alles probiert, aber es hat nichts mehr geholfen. Sie wollte noch fressen, aber sie konnte nicht mehr. Mit Spritze füttern wie ich es meistens jeden Winter monatelang getan habe, ging nicht, hat zu weh getan. Die Schmerzen waren nicht zu stillen.
 
Also mussten wir diese Entscheidung treffen. Ich konnte sie jetzt nicht mehr leiden sehen.
 
Katha, Du tapferste Katze aller Zeiten, wir begraben Dich nachher bei Deinem Freddy. Da wird es Dir gut gehen, ich weiß es.

Sissi – ältere Katzendame aus schwierigen Verhältnissen

Ich wurde gefragt, ob ich kurzfristig eine ältere Katzendame aus Arnstein, die schon 14 Jahre alt ist, aufnehmen könnte. Schwierige Verhältnisse, der Besitzer verstorben, Hof soll verkauft werden, Katzen, die sehr vernachlässigt sind, müssen weg. Ok, mach ich.

So kam Sissi zu uns. Ein ganz kleines Katzenpersönchen, keine 2 kg schwer. Schlimme Augen und leider sehr scheu. Die ersten Wochen haben wir sie nur als Schatten durch die Gegend huschen sehen.

Aber nun, einige Wochen später, ist aus der verdreckten Katzendame eine sehr lustige und verspielte Katze geworden. Sie mag sich immer noch nicht anfassen lassen, aber sie schätzt es sehr, immer einen vollen Napf zu haben.

Ihr bester Freund ist Tim, 13 Monate alt. Mit ihm fetzt sie durch die Gegend und klaut ihm das Spielzeug. Er wiegt dreimal so viel wie sie und es sieht einfach nett aus, wie die beiden miteinander toben.

Auch ältere Katzen können sich an neue Verhältnisse gewöhnen und dann auch wieder oder überhaupt Lebensfreude haben.