Servus, lieber Alfons

Alfons tauchte vor gut einem Jahr an unserer Futterstelle auf. Ein Kater, sehr dick mit schlechtem Fell. Aber gutmütig und zutraulich. Wir haben überall rumgefragt, wo er hingehört. Niemand schien ihn zu vermissen. Wir konnten ihn leider nicht aufnehmen und er schien den Winter ganz gut zu überstehen. Wir haben ihn weiterhin gefüttert und er war mal hier und mal da im Dorf unterwegs. Wir dachten, er hat dann doch Anschluss gefunden.

Bei Alfons konnte man zusehen, wie er verwilderte. Er wurde misstrauisch und vorsichtig. Er war nun ein normal gewichtiger große Kater mit schönem Fell, der sich aber nicht mehr anfassen liess. Im Spätsommer hat Jens gemerkt, dass er Probleme mit dem Fressen hat, er hatte auch abgenommen. Wir konnten ihn kurz einfangen, ich habe ihn kurz anschauen dürfen, die Zähne schienen auf den ersten Blick in Ordnung. Er begann dann auch zu rotzeln und bekam Medizin. Mittlerweile war die Kranke-Katzenkinder-Welle über uns hereingeschwappt und wir konnten uns nicht um ihn kümmern. Dann war die Tierärztin in Urlaub. Aber als sie wieder da war, haben wir gleich einen Termin gemacht und ihn eingefangen. Ich bin erschrocken, er hatte weiter abgenommen.

Als er in Narkose lag, hat man gesehen, dass er im Maul kleine schmerzhafte Geschwüre hatte, die anscheinend nicht auf die Antibiotikabehandlung, die er ja draußen bekam, angesprochen haben. Wir haben eine Gewebeprobe und auch Blut eingeschickt. Die Gewebeprobe war ohne Befund, das Blutbild war noch gut, der Hämatokrit und die Leukozyten waren aber im unteren Referenzbereich. Also haben wir ihn testen lassen. FIV und auch FeLV positiv. Leider hat ein PCR-Test das Ergebnis bestätigt. Alfons hatte gleich zwei schlimme Krankheiten.

Wir haben dennoch nicht gleich aufgegeben, sondern ihn mit verschiedenen Antibiotika und Schmerzmitteln behandelt. Eine Interferon-Behandlung (fragt nicht, was das kostet), hat zwar Erfolge gezeigt, aber nur kurzfristig. Alfons hat alles brav mitgemacht. Er schien froh zu sein, dass sich nun endlich jemand um ihn kümmert.

Er hat mein Omasofa im Vorraum bezogen und hat sich da sehr wohlgefühlt. Er hätte ein bisschen an die Luft gekonnt, wenn er gewollt hätte, aber er wollte nicht. Wir haben ihn dazu gebracht, dass er frisst. Frisches Brathuhn, Matschefutter, Breichen, alles was nicht brennt und nicht weh tut.

Letzten Donnerstag konnte er dann nicht mehr fressen. Er hat es versucht, aber er hat trotz Schmerzbehandlung einen Salto gemacht, als Futter an seine Wunden kam. Und er hat den Tag nicht mehr auf sondern unter dem Sofa verbracht. Das war für uns ein Zeichen, dass es Zeit ist und wir sein Leiden beenden müssen. Die Tierärztin kam ins Haus und er ist hier bei uns friedlich eingeschlafen. Es war sehr unwahrscheinlich, dass wir ihm hätten helfen können, aber versuchen wollten wir es trotzdem.

Alfons, Du warst ein wunderbarer Kater und wir weinen um Dich. Mir tut es so arg leid, dass wir Dich nicht schon früher geholt haben. Ich hatte Dir versprochen, dass Du den Winter nicht nochmal draussen verbringen musst. Leider hatten wir keine Gelegenheit mehr, dieses Versprechen auch zu halten. Du hast Dich sicherlich bei den Bauernhofkatzen angesteckt, da haben viele Leukose. Wenn sie dann sterben, holen sich die Bauern halt neue Kätzchen irgendwo. Und so hört das Leid nie auf.

Servus, Alfons, es tut mir einfach nur leid…..